Aktivierung von Transportkosten




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Aktivierung von Transportkosten

Beitragvon Mareike » Mo 15. Jun 2015, 10:45

Hallo zusammen,
Wenn die Vertriebsgesellschaft Produkte von der Produktionsgesellschaft kauft, dann werden die Transportkosten immer direkt in den Aufwand gebucht, während die Vorräte (selbst hergestellte Fotos) aktiviert werden. Die Transportkosten werden größtenteils im Materialaufwand ausgewiesen (da i.d.R. Streckengeschäft). Nur wenn die Fotos von der Galerie (=Vertriebseinheit) an den Kunden gesendet werden, werden die Transportaufwendungen in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen gezeigt.

Da die Transportkosten einen großen Anteil der Gesamtkosten darstellen und sie nicht analog zum Abbau der Vorräte gebucht werden, schwanken bei uns die Materialquoten sehr stark und müssen immer wieder gegenüber dem Managment erläutert werden.

Daher meine Fragen: Ist es richtig, dass ein Teil der Transportaufwendungen im Materialaufwand und ein Teil der Transportaufwendungen in den sbAs gezeigt wird? Besteht bei den Transportkosten ein Aktivierungswahlrecht, eine Aktivierungspflicht oder ein Aktivierungsverbot nach HGB? Nach welchem Schlüssel würde man die Transportkosten auf die einzelnen Produkte aufteilen?
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von Anzeige » Mo 15. Jun 2015, 10:45

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Re: Aktivierung von Transportkosten

Beitragvon Lars » Mo 15. Jun 2015, 11:32

Um ein einheitlicheres Bild zu bekommen, müsst Ihr euch aus Controllingsicht unbedingt für eine Methode entscheiden - unabh. davon, was nach HGB oder IFRS zunächst vorgeschrieben wird. Entsprechende Anpassungen könnte man z. B. über Sekundärkostenverrechnungen vornehmen (direkt oder indirekt).

Hier verstehe ich nicht die Unterscheidung in (1) "Kauf von Produkten von der Produktionsgesellschaft" und (2) "Aktivierung selbst erstellter Wirtschaftsgüter". Stellt die Vertriebsgesellschaft etwa selbst auch was her oder veredelt die Waren nochmal?? Ansonsten ist es doch der gleiche Vorgang, nur eben einmal ohne Lagerhaltung als Streckengeschäft und einmal mit Lagerhaltung als Direktauslieferung.

Davon abgesehen ist es m. E. auch nach § 255 HGB möglich in der Vertriebsgesellschaft die Transportkosten als Anschaffungsnebenkosten im Umlaufvermögen vollständig zu aktivieren. Das ist aber vor allem auch ein Thema der Gestaltung eurer Transferpreise. Wenn Ihr aus Sicht der Produktionsgesellschaft den Cost Plus Approach wählt, sind die Transportkosten sowieso schon zu 100 % eingepreist und es bedarf an der Stelle gar keiner gesonderten Aufteilung des Verkaufspreises in Transportkosten und Kosten der Ware... Aus Sicht der Vertriebsgesellschaft landen somit die Transportkosten der Anlieferung immer zu 100 % im Materialaufwand (nur eben ggf. nicht dediziert als Transportkosten). Hier würde ich eher bei der Gestaltung des Transferpreises einen Schritt vorher ansetzen, um mehr Transparenz zu schaffen.

Mal ganz spontan würde ich folgende Verteilungsschlüssel in Betracht ziehen: Gewicht je Produkt und Mengeneinheit oder/und den Transportweg (km) unter Beachtung der transportierten Produkte und Mengen (z. B. anhand der Speditionsrechnung und des Lieferscheins als Monatsmittel). Lässt sich wahrscheinlich sogar miteinander kombiniert berechnen.
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Re: Aktivierung von Transportkosten

Beitragvon Sven » Mo 6. Jul 2015, 13:39

Eingangsfrachten sind Anschaffungsnebenkosten und müssen nach HGB aktiviert werden.

Ausgangsfrachten gehören in die sbA, egal ob GKV oder UKV.

So die graue Theorie.
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Re: Aktivierung von Transportkosten

Beitragvon Lars » Mi 8. Jul 2015, 17:36

Stimmt, ich habe nur die Eingangsfrachten aus Sicht der Vertriebsgesellschaft beachtet und vice versa die Ausgangsfrachten aus Sicht der Produktionsgesellschaft hinsichtlich Transferpricing. Mareike meinte sicherlich auch noch die Aufwendungen für Ausgangsfrachten der Vertriebsgesellschaft, die bestimmt gut ins Gewicht fallen. Für eine diesbzgl. sinnvolle Darstellung kommst Du nicht um die Nutzung entsprechender CO-Objekte umhin, gerade weil ihr nach dem UKV berichtet. Die Abgrenzung der Vertriebskosten (also auch der Ausgangsfrachten) könnte klassisch über Kostenstellen (z. B. "Vertrieb") erfolgen. Die Zuweisung zu den Produkten wiederum klassisch über entsprechende Kostenträger (auf Material(gruppen)-, Warengruppenebene oder ggf. über innenauftragsähnliche CO-Objekte, je nachdem, was SAP Business One so drauf hat... kA).

Genau das gleiche gilt auch für die Eingangsfrachten aus Sicht der Vertriebsgesellschaft mit dem Ziel der Aktivierung: Könnt Ihr die Eingangsfrachten direkt einem Produkt bei Buchung der Eingangsrechnung zuordnen, müsste das eigentlich bereits auf Materialnummernebene systemseitig zuordenbar sein und es erfolgt eine entsprechende Aktivierung inkl. Transportkosten. Wenn es aber z. B. eine Sammelrechnung vom Spediteur ist, die Ihr ggf. nur über Verteilungsschlüssel (grob) den Produkten zuordnen könntet, dann bräuchtet ihr eine Art Innenauftrag zur Sammlung dieser Eingangsfrachten und zur nachträglichen Verrechnung der Kosten auf Kostenträgerebene.

Was natürlich nicht passieren darf, ist, dass Eingangs- bzw. Ausgangsfrachten mal so oder so gebucht werden. Hier sollte schon jeweils eine einheitliche Buchungslogik periodenübergreifend vorherrschen. Sonst ist sowieso jede Auswertung Nonsense. ;)

Außerdem schließt sich rein logisch in den meisten Fällen bereits die Aktivierung von Ausgangsfrachten aus, da diese ja normalerweise erst bei Versand anfallen - also nach Warenausgang - und max. als "Ware unterwegs" bilanziell zu Buche schlagen könnten - hier dann natürlich Aktivierung ohne Vertriebskosten jeglicher Art. Vor Rechnungsstellung sind die Transportkosten höchstens kalkulatorisch betrachtbar.
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